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2025年6月 1日 (日)

Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums dieses Blogs

Der erste Eintrag dieses Blogs datiert auf den 16. Mai 2005. Folglich fällt das 20-jährige Jubiläum auf den Mai 2025.

Die Gesamtanzahl der Posts beläuft sich auf 2.119. Zwanzig Jahre entsprechen 240 Monaten bzw. 1.043 Wochen. Das ergibt im Durchschnitt acht Beiträge pro Monat und zwei Beiträge pro Woche. Ob das nun als wenig oder durchschnittlich gelten soll – zumindest ist es gewiss nicht viel.

Der Blogtitel „本に溺れたい/Hon ni Oboretai Vom Wunsch, in Büchern zu versinken“ war eine spontane Eingebung. Ich liebe einfach Bücher, und mein Wunsch war es, ein Leben zu führen, in dem ich mich dem Lesen hemmungslos hingeben könnte. Ich habe früher rund zehn Jahre lang in einem Antiquariat gearbeitet. Schon während meiner Studienzeit und auch später als Berufstätiger war das Stöbern und Kaufen von antiquarischen Büchern eines meiner liebsten Hobbys. In dieser Leidenschaft bin ich schließlich in die Branche „hineingestolpert“ – mehr aus Laune denn aus Kalkül. Und tatsächlich führte ich über Jahre ein Leben, das von Antiquariatsbüchern durchdrungen war.

Die vielleicht eindrücklichste Erkenntnis, die ich durch die Arbeit im Antiquariat gewonnen habe, ist die: In dieser Welt gibt es womöglich nichts wirklich Neues. Natürlich war das Antiquariat für mich ein Arbeitsplatz, kein Lesesaal. Es blieb keine Zeit für ausgedehntes Lesen. Aber als Geschäftspraxis gehört es selbstverständlich dazu, Einbände und Inhalte der Bücher zu prüfen. Wenn man davon ausgeht, dass ich durchschnittlich 100 Bücher pro Tag sichtete, habe ich in einem Jahr etwa 30.000 Bücher durchgesehen. Zehn Jahre lang führte ich dieses Arbeitsleben – das heißt, ich hatte zumindest flüchtigen Blickkontakt mit etwa 300.000 antiquarischen Büchern. Und so kam es, dass ich bei vielen Dingen, die heute als „neu“ oder „originell“ gefeiert werden, oft dachte: „Moment – genau das steht doch schon in ...!“ Und bei hitzigen Debatten über scheinbar neue Fragestellungen stellte sich bei mir oft der Eindruck ein: „Das ist doch alles nichts anderes als das alte Lied.“

Daher habe ich mir angewöhnt, wenn ich etwas mir Unbekanntes, scheinbar „Neues“ erfahren will, nicht nur im Internet nach den neuesten Informationen zu suchen (obwohl ich das natürlich auch tue), sondern gezielt in alten Büchern und Dokumenten nach Vorläufern oder Parallelen zu fahnden. In acht von zehn Fällen finde ich tatsächlich Vorgänger oder Beispiele aus früherer Zeit. Und deshalb habe ich die Methode entwickelt, selbst den „neuesten“ Ideen zunächst einmal über das „Alte“ zu begegnen – um durch diese Perspektive eine tiefere Einsicht in das wahre Wesen des vermeintlich Neuen zu gewinnen.

Mit der Zeit ist mir dann aufgefallen, dass man inmitten eines unaufgeräumten, disparaten Haufens von Wissen oft Gemeinsamkeiten erkennt, wenn man z. B. ein Objekt „a“, das zu Kategorie A gehört, von einem Objekt „b“ aus Kategorie B her betrachtet. Oder man erkennt, dass sowohl „a“ als auch „b“ sich aus Perspektive einer neuen Kategorie C als gleichartig verstehen lassen – während aber die Verwendung dieser bestehenden Kategorie C eher zu Missverständnissen führt. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, eine neue Kategorie, also ein neues Begriffsinstrumentarium zu schaffen. Viele dieser Kategorien habe ich allerdings bislang nicht benennen können – die neue Begriffsbildung ist also noch „pending“. Deshalb habe ich sie vorläufig in bestehende Kategorien eingeordnet. Dass dieser Blog mit so vielen, manchmal vielleicht überladen wirkenden Kategorie-Etiketten versehen ist, liegt genau an diesem Versuch, Ordnung in eine suchende, tastende Erkenntnisweise zu bringen.

Wenn ich jetzt meinen Blick vom Bildschirm abwende und mich in der Umgebung der Tastatur meines PCs umschaue, muss ich unweigerlich eingestehen, dass ich tatsächlich „in Büchern ertrinke“. Vermutlich befinden sich hier rund 3.000 Bände, große wie kleine. Fast ausschließlich antiquarische Werke. Neuerscheinungen sind selten. Doch diese Masse an alten Büchern erscheint mir keineswegs alt – denn für mich sind sie das Ergebnis einer fortwährenden Suche nach neuem Wissen. Selbst wenn ich ein hypothetisches Lebensalter von 81 Jahren – dem heutigen Durchschnitt für japanische Männer – erreichte, würde ich es niemals schaffen, all diese Bücher zu lesen. In diesem Sinne hat sich mein Traum, den ich zur Zeit der Bloggründung hegte (ja, eigentlich war es schon damals ein riskanter Traum), nämlich „in Büchern zu versinken“, vollständig verwirklicht.

Und dennoch bestelle ich jeden Monat wieder einige neue Bücher – bei ama\*\*\*/.co.jp/.com/.de oder 日本の古** Nihon no Furu** antiquarischen Buchhändlern in Japan – und wandere seither ständig auf einem schmalen Korridor zwischen Reue und Freude hin und her.

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